Mancher wird vielleicht sagen: Zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen.  Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brauchte, nein, sie sass nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. 

Michael Ende

Zuhören. Dir und mir.

Kennen Sie den kleinen Prinzen? Auf seiner Reise begegnet er dem Fuchs und lernt von ihm: «Man sieht nur mit dem Herzen gut.» *

Oder das Mädchen Momo, das so zuhören kann, dass «dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen».**

In unserer Kultur sind wir gewohnt, Probleme mit dem Verstand, sogenannt sachlich zu betrachten (als wären sie eine Sache!). Entsprechend rational gehen wir dann die Lösung an. Allerdings bleiben die mit dem Problem einhergehenden Emotionen auf der Strecke, wenn kein Herz da ist sie zu sehen oder zu hören.

Wenn man sich etwas Zeit lässt, können die Emotionen meist gut benannt, oft sogar im Körper lokalisiert werden. Und dann geschieht das Geheimnisvolle: Bekommen sie eine Stimme und werden ausgesprochen, passiert Er-Lösung. Die Emotionen weisen den Weg zu Lösung, wenn wir sie ins Bewusstsein nehmen. Jetzt kann das Problem auch rational angegangen werden.

*Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz. Verlag Anaconda.

** Michael Ende: Momo. Thienemann-Verlag